Zu einer Pressekonferenz lud der Hotelier des Rebstock, Christoph Unckell, nun ein, um sowohl der Öffentlichkeit als auch uns Franziskaner-Minoriten das archäologische Ergebnis der mehrmonatigen Ausgrabungen auf dem Grundstück des Würzburger Klosters präsentieren zu lassen, auf dem das Hotel Rebstock ein Bettenhaus errichtet. Mittelalter-Archäologe Frank Feuerhahn, der Leiter der Grabungen, erklärte Zeitung, Fernsehen, Radio und den zahlreich zusammengekommenen Brüdern die bedeutsamsten Erkenntnisse der Ausgrabungen:
Nicht nur wurden unzählige Schweineknochen gefunden, aus denen die Brüder vergangener Jahrhunderte kreisrunde Perlen für Rosenkränze herausbohrten, sondern auch Weinbergschnecken, die wohl als Fastenspeise dienten. Bevor die Brüder das Grundstück zwischen Franziskanergasse und Neubaustraße im Jahre 1249 bezogen, standen dort bürgerliche Häuser. Die vor 800 Jahren verwendeten Keramikkannen, die zum Teil unbeschädigt die Jahrhunderte überstanden, geben ein eindrucksvolles Zeugnis davon.
Als Sensationsfund kam einerseits eine Brunnenanlage aus Holz zum Vorschein, dessen Wandbohle aus Eiche auf das Jahr 1109 datiert werden kann. Nur durch eine immer feuchte Lehmschicht unter der Oberfläche konnte sich das Holz so gut halten. Andererseits förderte das zuständige Büro für Ausgrabungen und Dokumentation ein Einzelgrab mit einem Skelett zu Tage, das allerdings nicht mehr ganz vollständig ist. Schon die Grabbeigabe, ein Messer, lieferte erste Hinweise, dass es sich um einen Leichnam aus der Merowingerzeit handeln musste. Durch die C14-Methode kann das Skelett jedoch in den Zeitraum von 421 bis 540 n.Chr. datiert werden, so dass bei dieser heidnischen, also vorchristlichen Bestattung, ein später Germane beigesetzt wurde. Erdwälle in tiefen Schichten des Klostergrundstücks lassen weiterhin ganz neue und sensationelle Erkenntnisse für die Würzburger Siedlungsgeschichte zu.
Da wir Franziskaner-Minoriten im Jahre 2018 unseren Lebensunterhalt nicht mehr allein durch Rosenkranzperlen aus Schweineknochen verdienen können wie unsere Vorgänger, freuen wir uns, dass das Hotel Rebstock unsere bisherige Freifläche für den Erweiterungsbau nutzt.